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Presse aktuell 2013
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Die Oberbadische vom 11.5.13
Hebels Sehnsucht nach Liebe
Hausen feiert Johann Peter Hebels 253. Geburtstag
mit dem traditionellen Hebelfest
Von
Sarah Trinler
Hausen. Wenn es um Johann Peter Hebel geht, kann
die Hausener nichts erschüttern: Das weniger
freundliche Wetter am gestrigen Hebelfest tat
der guten Laune im Hebeldorf keinen Abbruch und
so zog ein großer Festzug - inklusive
Regenschirmen - durch das festlich geschmückte
Dorf. Bei der anschließenden Feier schilderte
die Präsidentin der Basler Hebelstiftung den
Gefeierten als einen Mann, "der Partei für die
Liebenden ergriff".
"Wir lassen uns von dem Wetter nicht
entmutigen", sagte Bürgermeister Martin Bühler
und nahm die Hebelmusik zum Vorbild, die an
Hebels 253. Geburtstag um sechs Uhr morgens bei
strömendem Regen zum traditionellen Wecken durch
das Dorf gezogen war.
Zum Takt der Hebelmusik wurden dann auch die
Gäste aus Basel, wo Johann Peter Hebel (1760 -
1826) viele Jahre gelebt hatte, am Hausener
Bahnhof abgeholt. Von dort aus zog der große
Festzug mit den Alten Mannen, den Hanseli und
Vreneli in ihren herrlichen Trachten durch das
Dorf in Richtung Festhalle.
Mit einem herzlichen "Gottwilche" konnte
Bürgermeister Bühler auch Landrätin Marion
Dammann, Alt-Landrat Walter Schneider, die
Präsidentin der Basler Hebelstiftung, Beatrice
Mall-Grob, und ihre Vorgängerin Liselotte
Reber-Liebrich, ehemalige und den aktuellen
Hebelplakettenträger Markus Manfred Jung, den
Präsidenten des Hebelbunds Lörrach, Hans-Jürgen
Schmidt, und seinen Stellvertreter Volker
Habermaier sowie zahlreiche Bürgermeister,
Kreis- und Gemeinderäte aus den umliegenden
Gemeinden willkommen heißen. Aus Schwetzingen,
wo Hebel begraben liegt, war ebenfalls eine
offizielle Delegation mit Bürgermeister René
Pöltl angereist.
Lebhaft und eloquent erläuterte Beatrice
Mall-Grob bei der Feier in der Festhalle, was es
mit der traditionellen Übergabe der
Hebelbüchlein sowie der Braut- und
Lehrlingsgaben auf sich hat. Der Brauch der
Basler Hebelstiftung geht auf das mündlich
überlieferte Testament Hebels zurück. Die
Hebelbüchlein und Lehrlingsgaben sollen fleißige
Schüler auszeichnen und den Wert der Ausbildung
vermitteln. Doch was hat es mit den Brautgaben
auf sich, da Hebel selbst doch nie verheiratet
war"
"Dies geht wohl vielmehr auf den Wunsch seiner
Interpreten zurück", gestand Beatrice Mall-Grob.
Als die Hebelstiftung 1860 zum 100. Geburtstag
Hebels gegründet wurde, waren Briefe
aufgetaucht, die aus Hebels 35-jähriger
Brieffreundschaft zu Gustave Feucht stammen.
Zwischen den beiden herrschte eine solche Nähe
und Intimität, dass Johann Peter Hebel sogar mit
dem Gedanken gespielt haben soll, Gustave Feucht
zu heiraten. Doch sowohl Hebel als auch seine
Brieffreundin blieben ein Leben lang alleine.
Aber es gab noch weitere Frauen, "die Hebel aus
dem Konzept gebracht haben", so Beatrice
Mall-Grob. Die Schauspielerin Henriette Hendel
lernte Hebel in Karlsruhe kennen. Sie lernte von
ihm das Alemannische, heiratete jedoch kurze
Zeit später und ließ Hebel, so Mall-Grob, mit
einem "vernarbtem Herzen zurück".
Aus Hebels Gedichten lasse sich die Ansicht
ziehen, dass jede Entscheidung den Spielraum
verändert, ihn gar enger werden lässt. In Bezug
auf die Liebe träumte Hebel lieber als den
Schritt zu wagen. Dennoch fand die Liebe und
Sehnsucht einen wichtigen Platz in seinen
Gedichten und er ergriff stets "Partei für die
Liebenden", so Mall-Grob. Daher sei es nicht aus
der Luft gegriffen, die Brautgaben am Hebelfest
zu überreichen.
Die fünf Bräute, die die Gaben von der
Präsidentin der Basler Hebelstiftung
entgegennehmen konnten, waren Mareen Thürk,
Jennifer Kundlacz, Johanna Richert, Tatjana
Schlageter und Silke Franz. Die Hebelbüchlein
gingen an Luca Paletta, Katrin Behringer, Katja
Hurter und Maximilian Hünenberger. Die
Lehrlingsgabe bekam Luisa Casafina überreicht,
die sich im dritten Ausbildungsjahr zur
zahnmedizinischen Fachangestellten befindet.
Musikalisch und lyrisch umrahmt wurde das
Hebelfest mit der Hebelmusik, einem
Gedichtvortrag der Schüler der neunten Klassen
sowie einer Gesangdarbietung von Leonie Kropf,
Franziska Groß und Valerie Scherb von der
Musikschule Mittleres Wiesental. Bevor es zu den
anschließenden Hebelmähli und Dichtermähli (wir
berichten noch) über ging, sang der ganze Saal
gemeinsam "Ne G"sang in Ehre" von Hausens großem
Sohn, Johann Peter Hebel.
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