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Presse aktuell 2013
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Die Oberbadische vom 17.5.2013
Aufrechter Herold von Hebels Dichtkunst
Uli Führe mit Hebel-Programm
Von Willi Vogl
Grenzach-Wyhlen. "Es chunnt e Zit, goht"s alle
so." Die Schlusszeile des Gedichts "Auf den Tod
eines Zechers" ist bezeichnend für den heiteren
und entspannten Umgang Johann Peter Hebels mit
ernsten Themen. Der Tod als letzte Konsequenz
des Lebens und die ideellen Werte des irdischen
Daseins bildeten für den Dichter aus Hausen
schon allein auf Grund seines theologischen
Brotberufs die fundamentalen Eckpfeiler seiner
Sprachkunst. Mit seinen alemannischen Gedichten
schuf er nicht nur starke
Identifikationsmomente, sondern regt auch heute
noch zum Nachdenken und zu künstlerischen
Erweiterungen an. Das verdient Bewunderung und
Dank.
"Danke Hebel" sagte auch der Liedermacher,
Sänger und Gitarrist Uli Führe mit seiner
gleichnamigen CD-Produktion und präsentierte
seine jüngsten Hebelvertonungen und weitere
Instrumentalstücke in der stimmungsvollen
evangelischen Kirche Grenzach. Klangvolle
Unterstützung fand er in Monika Eckers
gesanglichem Cellospiel.
In Hebels Texten erfährt man vom Vergnügen des
Tabakrauchers, lauscht einem lehrreichen
Gespräch über den Mann im Mond, staunt in "Das
Spinnlein" oder "Der Käfer" über die
fantasievollen Verbindungen von Naturbeobachtung
und den undogmatischen Fingerzeigen auf
humanistische Werte. Man stellt in "Hans und
Verene" fest, dass sich im Knüpfen von
Beziehungen zwischen Mann und Frau seit 200
Jahren nichts geändert hat, fühlt sich mit "Die
Mutter am Christabend" sehnsuchtsvoll seltsam an
eine nicht wirklich selber erlebte Kindheit
erinnert und wird mit Titeln wie "Trost" oder
"Zufriedenheit" tief berührend mit den zentralen
Sinnfragen des Lebens konfrontiert. In
augenzwinkernden Moderationen wie "Der ist am
Wirtschaftskonsum gestorben" etwa beim Lied "Auf
den Tod eines Zechers" liefert der gelernte
Pädagoge Führe auch für sprachohnmächtige
Zugereiste die Übersetzung gleich mit.
Farbiger als die historischen Lieder mit einem
oft niederschwelligen harmonischen Zugang kommen
Führes Vertonungen daher. Im kurzweiligen
Wechsel lockern Elemente aus Swing, Blues oder
Rap den ansonsten widerstandslosen Fluss der
Harmonien auf.
Lebendig wird die Präsentation vor allem durch
seinen angenehm verständlichen und dabei
differenzierten sprachnahen Gesang. Beim
düsteren Text "Die Vergänglichkeit" verzichtet
er jedoch aufs Singen und auf die begleitende
Gitarre und trägt die Parabel als intimes
Zwiegespräch mit den vereinsamt gläsernen Tönen
des Cellos vor. Führe zeigt sich mit seinen
Liedern nicht nur als kompositorischer
Transporteur und singender Herold von
Dichterfürst Hebel, sondern auch von dessen
Sprachwitz zu eigenen Doppeldeutigkeiten
angeregt. So verführt ein Titel wie "Tris(tan
go) home" bei der instrumentale Tangonettigkeit
ebenso zum Schmunzeln wie "Glassbruch" bei einem
Stück, das Techniken des amerikanischen
Minimalisten Philip Glass berührt.
Die Kombination aus starker Dichtung und
aufrechter musikantischer Interpretation kam an,
und so begab sich der Liedermacher bei der
zweiten Zugabe "Der Schwarzwälder im Breisgau"
zudem gern in der Rolle des Singmeisters. Das
Konzert schloss mit einem erstaunlich
textsicheren gemeinsamen Singen. Dank Hebel,
Führe, dem Verein für Heimatgeschichte und dem
Orgelförderkreis ging man danach bestens gelaunt
" und übrigens ganz im Sinne Hebels " zum Apéro
über.
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