Presse aktuell 2013


 BZ vom 6.11.13

Hebelbund präsentiert Arnold Stadler

Höhepunkt bei den "Literarischen Begegnungen" /
Hebel-Preisträger am Hebel-Ort


LÖRRACH (BZ). Einen Star der deutschen Literatur präsentiert der Hebelbund am kommenden Sonntag: Im Dreiländermuseum, einst Pädagogium und Wirkungsort Hebels, liest Hebel-Preisträger Arnold Stadler. Am 10. November um 17 wird Stadler aus seinem vor zwei Jahren erschienen Band "New York machen wir das nächste Mal. Geschichten aus dem Zweistromland" vortragen.

Mit Arnold Stadler kommt einer der wichtigsten deutschsprachigen Schriftsteller nach Lörrach, der dem Schaffen Johann Peter Hebels eng verbunden ist. Im Jubiläumsjahr 2010 erhielt er den Hebelpreis des Landes Baden-Württemberg. Der Hebelbund Lörrach ist laut Satzung seit Jahrzehnten mit Sitz und Stimme in der Preisjury vertreten, seit 2010 durch Volker Habermaier, der auch den Abend mit Stadler einleiten wird.

In einem Essay von 1997 setzte Stadler sich — objektiv und subjektiv zugleich — mit Hebels Gedicht "Die Vergänglichkeit" auseinander und kam zur Erkenntnis, Hebels Gedicht gehöre eigentlich auf den "protestantischen Index" . Denn des Dichters Lehre von den "letzten Dingen" sei nicht die des Christentums, sondern "eine, die von der Unerbittlichkeit des Ablaufs der Welt, vom stoischen Gesetz des Werdens und Vergehens ausgeht" . Der Dichter Hebel, nicht der Theologe, ende bei "der Poesie und beim Schweigen als letzter und höchster Antwort auf die letzten Dinge" . Arnold Stadler wurde 1954 in Meßkirch, zwischen Bodensee und Donau gelegen, geboren, dem "Zweistromland" , dem "Mesopotamien" seines Werks. In Rast, seiner Heimat, spielen die meisten seiner häufig autobiographisch gefärbten Romane. Er studierte in München und Rom katholische Theologie und in Freiburg, Köln und Bonn Germanistik. 1986 wurde er promoviert. Neben dem Hebelpreis erhielt Stadler die wichtigsten Literaturpreise Deutschlands: den Büchnerpreis (1999) und den Kleistpreis (2009).

Veränderungen im Zusammenleben der Menschen und Wandlungen des Einzelnen werden bei Stadler häufig in der Kulisse des Oberschwäbischen dargestellt — und in seiner Sprache: "Ich denke immer erst Rasterisch, bevor ich schreibe" , sagt Stadler. Existentielle Fragen, auch die Frage nach Gott, durchziehen sein Werk: "Früher hat der Mensch sich die Seele gewaschen, ging beichten. Heute duscht er sich." Was daran Gewinn ist, was Verlust, das ist noch nicht ausgemacht.

Termin: Arnold Stadlers Lesung bei den "Literarischen Begegnungen des Hebelbundes am Sonntag, 10. November, 17 Uhr. Eintritt frei