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Presse aktuell 2014
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BZ vom 5.5.14
Hebeldank an Cornelia Schefold
Schatzkästlein des Lörracher Hebelbunds
Von unserer
Redakteurin Sabine Ehrentreich
LÖRRACH. "Ich bin bekanntlich in Basel daheim,
vor dem Santehansemer Schwiebogen das zweite
Haus" , schrieb Johann Peter Hebel. Heute wohnt
Cornelia Schefold in dem Haus am Totentanz. Sie
hütet diese Adresse und die Erinnerung an Hebel
in Basel. Dafür bekam sie gestern vom Hebelbund
Lörrach den Hebeldank und das Schatzkästlein.
Zuvor hatte Beatrice Mall-Grob in einem so
erhellenden wie kurzweiligen Festvortrag die
Beziehung des Dichters und Theologen zu Basel
ausgeleuchtet und damit dem Hebel-Bild weitere
feine Facetten angefügt.
Im Hebelsaal des Dreiländermuseums fand der
Vormittag statt, zwischen Markgräfler Trachten,
die dort gerade ausgestellt sind. Natürlich
waren auch im Publikum Trachtenträger und
-trägerinnen, und auch die Sängerinnen Valerie
Scherb und Leonie Kropf trugen die traditionelle
Kleidung. Zwei von Michael Herrmann vertonte
Hebel-Texte sangen sie, von Thomas Klein am
Klavier begleitet, und die Volksweise "Morning
has broken" .
Jung waren diese beiden Stimmen — und jung war
Johann Peter Hebel, als er jeweils mehrere
Monate im Jahr in Basel verbrachte. Der Streit,
wo er geboren ist, ist längst entschieden, sagte
Volker Habermaier. Der Vizepräsident des
Hebelbundes begrüßte die vielen Gäste und
leitete die Veranstaltung an Stelle des
erkrankten Präsidenten Hans-J.Schmidt.
In Basel also kam Hebel zur Welt — im Haus am
Totentanz, das beim Schatzkästlein 2014 eine so
große Rolle spielte. Hebels Eltern waren dort
Dienstleute. Den Sommer verbrachte man in der
Stadt, die Wintermonate in Hausen im Wiesental —
die Mutter schon bald allein mit dem Jungen.
Hebels Vater und Schwester starben an Typhus,
als der Junge ein Jahr alt war. Als die Mutter
folgte, war er 13. Da endete die Zeit, die er
(teilweise) in Basel verbrachte.
Wie sehr sie ihn geprägt hat, machte die Basler
Literaturwissenschaftlerin Beatrice Mall-Grob in
ihrem Festvortrag deutlich — einem "Gang durch
eine innere Bildergalerie" . Hebels Gedicht
"Z’Basel an mym Rhy" sei vielleicht sein
persönlichstes, erklärte sie — doch nie fand es
Eingang in die Sammlung "Alemannische Gedichte"
. Warum? Weil es zu sehr ein Stadtgedicht ist,
so Mall-Grob. Der glückliche städtische
Gassenjunge — das Bild habe vielleicht zu wenig
zu den Lobgesängen auf das Landleben gepasst.
Hebel habe die Stadt geliebt, wo er mangels
sozialer Kontrolle relativ viel Freiheit genoss.
Hebel liebte
Basel, aber nicht so uneingeschränkt die Basler
Materiell ging es ihm und seiner Mutter dort
besser als in Hausen. Doch er empfand auch die
"soziale Differenz" . Er liebte Basel, aber
"nicht so uneingeschränkt" die Basler, so die
Referentin. Vielleicht, weil er enttäuscht war,
dass hier der Druck der "Alemannischen Gedichte"
nicht glückte, dafür aber ein Nachahmerwerk
erschien. Auch mit einer Gipsbüste des Dichters
trieb man hier Handel — und er selbst hatte für
ein Exemplar zu zahlen. Für die "tiefere,
dunklere Schicht" von Hebels komplexer Beziehung
zu Basel stehe etwa seine Auseinandersetzung mit
dem Totentanz, in dessen Nähe er aufwuchs. Tief
habe er sich dem Jungen "eingebrannt" . Die
Totenbilder, die Hebel selbst gestaltete, lassen
die von Sterbefällen geprägte Familiengeschichte
anklingen, führte Beatrice Mall-Grob aus.
In Hebels vielschichtigen Heimkehrerfantasien
spielen Basel und das Geburtshaus eine Rolle.
Doch er erwarb es nicht. Stattdessen kam es in
den Besitz der Eltern von Cornelia Schefold, die
am Sonntag für ihr großes Engagement den
Hebeldank 2014 erhielt. Umsichtig pflege sie den
Besitz und mache ihn zugänglich, begründete
Volker Habermaier die Würdigung. Und sie halte
Hebels Werk in Basel durch eine Vielzahl an
Aktivitäten lebendig. Mit Menschlichkeit und
Bescheidenheit sei ist "immer auf Hebels Spuren"
. Von Herzen bedankte sich die "Hüterin des
Geburtshauses" . Den Preis wolle sie gern teilen
— mit Hebels Mutter Ursula, die so wichtig für
den Jungen war und ein Leben lang für
Johann-Peter Hebel blieb.
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