Presse aktuell 2014


 BZ vom 6.10.14

MARKTGEFLÜSTER: Symbol der Würde
Zwei Amtsketten für den OB

Ein Alleinstellungsmerkmal ist es wohl nicht, aber es dürfte ungewöhnlich sein: Lörrach hat zwei OB-Amtsketten für den Gebrauch. Im Jahr 2007 ließ Gudrun-Heute-Bluhm vom Lörracher Goldschmied Hennig Baumgärtl neue Amtsinsignien fertigen: aus schlichtem Silber, 285,88 Gramm schwer, Stadtwappen mit Lerche in der Mitte und daneben Motive der Stadtteilwappen. Das sollte die größer gewordene Stadt mit ihren Stadtteilen symbolisieren und nebenbei die Trägerin der Kette schmücken — selbstredend auch einen eventuellen Träger. Dem gegenüber die alte Amtszier: Ganz schlicht, Silberkette mit Lerchen-Medaille, auf der Rückseite das Hebel-Zitat "Halt still un frog di Gwisse z’erscht". Deren Geschichte beginnt vor dem Ersten Weltkrieg, als Lörrachs erster OB Erwin Gugelmeier die Kette fertigen ließ. Die Nazis haben die Medaille verändert.

1952 hat der Hebelbund die Amtskette gestiftet, die die Oberbürgermeister Arend Braye, Egon Hugenschmidt, Rainer Offergeld und Gudrun Heute-Bluhm trugen. Man ließ sie im Rathaus aufpolieren, damit der neuen Rathauschef die Wahl hat. Er ließ die leicht handhabbare Amtszier (Mann kann sie auch mal in die Jackentasche stecken) liegen — entgegen anders lautender Spekulationen — und legte sich die neue Amtskette um den Hals. Sie sei würdiger und zeitgemäßer, begründete er seine Entscheidung. In seiner Antrittsrede meinte er zu der Amtspreziose: "Sie ist noch etwas ungewohnt, aber keine Last." Einem beliebten Wortspiel zufolge sind mit dem Amt Würde und Bürde verbunden, aber die Amtskette ist ja der Feiertagsschmuck und somit mehr das Symbol der Würde.

Nikolaus Trenz