Hebeldank – Preisträger Yves Bisch warnt in Lörrach vor dem sprachlichen Herbst ums Elsässische
Kategorie: Hebeldankträger
Der Hebeldank des Hebelbundes Lörrach e.V. wird seit 1949 an Persönlichkeiten verliehen, die sich um den Vereinszweck in besonderer Weise verdient gemacht haben, nämlich der „dauernden Würdigung Johann Peter Hebels und Pflege seiner Werke und Sprache
für die gegenwärtige Zeit“ (Satzung in der Fassung vom 22.03.2000). Er besteht in einer bibliophil ausgestatteten Ausgabe von Hebels „Schatzkästlein“ und wird am Hebelsonntag verliehen.
Der Elsässer Yves Bisch erhält den Hebeldank
Von Annemarie Rösch
Der Hebelbund hat den elsässischen Lyriker und französischen Prosaschriftsteller Yves Bisch mit dem Hebeldank ausgezeichnet. „Vieles verbindet ihn mit Hebel“, sagte Präsident Volker Habermaier bei der Verleihung des Preises am Sonntag, 10. Juli, im Dreiländermuseum in Lörrach. So ist Yves Bisch ebenso wie Hebel nicht nur ein Lyriker, sondern auch ein Pädagoge. „Gleich wird er das abwehren“, sagte Habermaier. „Aber auch das verbindet ihn mit Hebel“, so Habermaier in Anspielung auf den großen alemannischen Dichter, der für seine Bescheidenheit bekannt war.

Yves Bisch zeigte sich stolz und dankbar, diesen Preis entgegennehmen zu dürfen. Zugleich machte er deutlich, dass die Elsässische Sprache immer weiter am Verschwinden ist. Sie werde kaum noch gesprochen, insbesondere nicht von Kinder und Jugendlichen. Damit das Elsässische überleben könne, müsse es überall anwesend sein: „in der Schule, in der Familien, im Fernsehen oder im Netz“, sagte er. „Die Gegner des Elsässischen sitzen nicht in Paris“, so Bisch weiter. Sie sitzen im Elsass. Sogar bei manchen Veranstaltungen in elsässischer Sprache sei es heute so, dass die Protagonisten im persönlichen Gespräch in Französische wechselten. Das Elsässische entwickle sich allmählich zu einer toten Sprache. „Viel wird über das Verschwinden des Elsässischen gesprochen, aber oft auf Französisch.“
Yves Bisch setzt sich auf vielerlei Weise für den Erhalt der elsässischen Sprache ein. So unterrichtet er Altenpflegerinnen und Altenpfleger in Elsässisch. Ihm ist bei Besuchen in Pflegeheimen aufgefallen, dass viele demente und kranke Menschen das Französische, das sie viele Jahre sprachen, vergessen und nur noch ihrer Muttersprache mächtig sind. Doch die jüngeren Pflegerinnen und Pfleger kennen das Elsässische oft nicht mehr und verstehen die Pflegebedürftigen nicht. Bisch will mit dem Elsässisch-Unterricht auch die alten Menschen aus ihrer Isolation holen.
In seiner Rede hob Bisch hervor, dass das Elsässische gerade in der Grenzregion zu einem Integrationsfaktor werden könne. „Der Rhein trennt uns zwar, doch wir können Brücken bauen.“ Er plädierte dafür, die Kinder zu lehren, diese Brücken zu überschreiten. „Aber nicht nur Richtung Europapark oder Aldi.“
Und ganz am Ende kam er auf Hebel zu sprechen, der ihm auch mit Blick auf das Verschwinden des Elsässischen Trost spende: „Bald denk i, s’isch es bösi Zit und weger s‘End isch nümme wit; bald denk i wider: Loß es goh, wenn’s gnueg isch, wird’s scho anderst cho.“

Der Autor Franz Littmann hob in seiner Festrede hervor, wie wichtig Hebel die Bildung war – auch auf seinen Reisen. „Er sah im Reisen eine Möglichkeit, den Erfahrungsraum zu erweitern“, sagte Littmann, der sich in vielen seiner Schriften mit Hebel auseinandersetzt. „Er glaubte an den aufklärerischen Sinn des Reisens.“ Hebel sei auch wichtig gewesen, sich auf seinen Reisen von Vorurteilen zu befreien. Littmann zeigte sich skeptisch, ob die heutige Art des Reisens mit einer globalen Infrastruktur von Reiseveranstaltern und Hotels in Hebels aufklärerischem Sinne gewesen wäre. „Es stellt sich hier die Frage, ob diese Art des Reisens nicht eher der Zementierung, statt dem Abbau von Vorurteilen dient“, so Littmann.
Inge Hemberger, die Vizepräsidentin des Hebelbunds, dankte Yves Bisch, Franz Littmann und dem Pianisten Thomas Habermaier mit einem Blumenstrauß.
Friedel Scheer-Nahor
(2021)
Pierre Kretz
(2019)
Markus Moehring
Lörrach (2018) >Urkunde<
Bettina Eichin
José F.A. Oliver
Hausach (2016) >Laudatio<
Geb. 1961 in Hausach/Schw., wo die Eltern ein Jahr zuvor aus Malaga zugezogen waren, und wo er bis heute auch wohnt.
Freier Schriftsteller
Oliver lernte als Kind zuerst Andalusisch und Alemannisch kennen und erst danach Spanisch und Hochdeutsch. So schärfte sich sein Sinn für Sprache.
Er schreibt Prosa, Gedichte und Essays, ist Gründer und Kurator des Literaturfestivals „Hausacher LeseLenz“ und Leiter von Schreibwerkstätten für Jugendliche.
Der Hebelbund Lörrach verleiht ihm den Hebeldank für sein literarisches Werk und für sein jahrzehntelanges Engagement für die Förderung und Vermittlung von Literatur.
Professor Johann Anselm Steiger
Hamburg (2015)
Geb. 1967 in Tübingen, seit 2001 Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte an der Universität Hamburg.
Er ist Verfasser und Herausgeber zahlreicher Werke. U. a. schrieb er „Unverhofftes Wiedersehen mit Johann Peter Hebel. Studien zur poetischen und narrativen Theologie Hebels“ (Heidelberg 1998) und „Bibel-Sprache, Welt und Jüngster Tag bei Johann Peter Hebel“ (Göttingen 1994) und ist Herausgeber von Hebels Predigten und Predigtentwürfen. 2001 hielt er in Lörrach einen Vortrag zum Thema „Aufklärung des Glaubens. Johann Peter Hebel als Erzähler, Theologe und Aufklärer höherer Ordnung“.
Mit dem Hebeldank ehrt der Hebelbund Prof. Steiger für seine wichtigen Arbeiten zu Johann Peter Hebel.
Dankrede von Prof. Steiger >HIER<
Cornelia Schefold
Basel (CH), (2014)
Geb. 1941 in Basel; wohnt ebda.
Physiotherapeutin und Kunstpädagogin
1971 Heirat, 1975 und 1977 Geburt der Kinder. Nach 30 Jahren im Ausland (Cambridge/GB, Cambridge/USA, Frankfurt/M.) im Jahr 2000 Rückkehr nach Basel, wo sie in ihrem Elternhaus Am Totentanz 2, dem Geburtshaus Johann Peter Hebels, wohnt. Mit unermüdlicher Umsicht pflegt sie dieses Haus , aber ihr Engagement für Hebel reicht weit darüber hinaus. So veranstaltete sie z. B. 2001 ein „Fest für Hebelforscher und Dichter“ oder wirkte im Schweizer Rundfunk an Sendungen über Hebel mit.
„Mit nicht nachlassender Intensität regt sie literarische, wissenschaftliche und musikalische Veranstaltungen zu Johann Peter Hebel an, organisiert sie und führt sie durch.“ Sie „sorgt so dafür, dass Johann Peter Hebel in Basel selbstverständlicher Bestandteil des kulturellen Lebens seiner Geburtsstadt bleibt“, wie es in der Hebeldank-Urkunde heißt.